Die Familie ist die älteste aller Gemeinschaften und die einzige natürliche.

(Jean-Jacques Rousseau, 28.06.1712 - 02.07.1778)

willkommen im osten-net

nicht, um uns der Taten unserer Ahnen zu rühmen - haben wir doch keinen Anteil daran - vielmehr der Erinnerung und der Suche nach familiärem Ursprung sind diese Seiten geschuldet. Eine Zeitreise durch die Geschichte Norddeutschlands wird es wohl allem Anschein nach werden. Wir sind sind selbst gespannt... Wer sich als Angehöriger hier wiederfindet, der sei herzlich gebeten sich zu melden. Wer beitragen mag, sei herzlich eingeladen, uns auf diesem Weg zu begleiten.

Ausführliche Ahnentafeln und Stammbäume werden wir der Familie vorbehalten, Fragen dazu beantworten wir dennoch ausführlich und gern.

Julius, nach unserem Wissensstand ältester Vorfahre und somit der Stammvater des Geschlechts wird in allen über ihn bekannten Eintragungen in Kirchenbüchern und sonstigen Quellen stets als "von der Osten" bezeichnet; auch seine Söhne Julius und Johann Gabriel sind in den wenigen Quellen, in denen sie erwähnt sind, stets so genannt.

August, der jüngste, nach Waren abgewanderte Sohn des Julius von der Osten wird im Warener Kirchenbuch bald "Osten", bald "von der Osten", im Warener Bürgerbuch ausschließlich als "von der Osten" bezeichnet. Seine Söhne und Enkel haben ausschließlich den Namen "Osten" geführt. Erst bei den Urenkeln taucht vereinzelt wieder der Name "von der Osten" auf, doch handelt es sich hier durchweg um spätere Berichtigungen in den Kirchenbüchern; zu ihren Lebzeiten hat diese Generation (V.) sich anscheinend noch "Osten" genannt.

Jüngere Generationen haben dann um die letzte Jahrhundertwende den alten Namen "von der Osten" wieder aufgenommen; das Recht zur Führung dieses Namens ist durch mehrere Gerichtsurteile bestätigt worden. Unzweifelhaft kommt allen Nachkommen des Julius von der Osten der Name "von der Osten" zu, doch muss bei einer Änderung des bisher geführten Namens selbstverständlich in jedem Einzelfalle die behördliche Genehmigung eingeholt werden.

Über die Herkunft des Stammvaters Julius von der Osten ist uns nichts bekannt. Im Laufe der Untersuchungen tauchte verständlicherweise die Vermutung auf, dass es sich um einen Spross des uradligen Geschlechts gleichen Namens handeln könnte. Wenn sich bis jetzt auch weder für noch gegen diese Vermutung Beweise ergeben haben, so halten wir es für wahrscheinlicher, dass es sich um eine Familie städtischen Bürgertums handelt.

Die Eintragung im Wismarer Bürgerbuch über Julius von der Osten macht keine Angaben über seinen Geburtsort und seinen Vater; ältere Jahrgänge des Bürgerbuchs weisen den Namen nicht auf. Kirchenbücher vermögen auch keine weiteren Aufschlüsse zu geben, da das älteste Taufregister von Wismar erst 1660 beginnt.

Dagegen befindet sich bei der Sammlung der "Geburts- und Echtbriefe" im Ratsarchiv Wismar der Entwurf zu einem Geburtsbrief, datiert vom 23.4.1614 für die ehrsamen Daniel und Diettrich, Gebrüdere die Oosten", die sich außer Landes begeben wollen. Es wird darin bezeugt, dass "obgedachte Daniel und Diettrich, die Oosten ehelicher Gebuhrt von Görries Oosten, ... Bürgers hieselben und deßselben gewesenen Haußfrau Dorothea, nunmehr seligen, gezeugt und geboren seinen." Es ist nicht ausgeschlossen, dass der hier erwähnte Görries Oosten ein Vorfahr des Julius von der Osten gewesen ist; Beweise dafür aber lassen sich heute nicht mehr erbringen.


Julius von der Osten war in erster Ehe mit Anna Köhn verheiratet. Die wahrscheinlich im Jahre 1676 erfolgte Trauung ist im Kirchenbuch der St. Georgen Kirche zu Wismar nicht verzeichnet; die Trauregister der beiden anderen Wismarer Kirchenbücher beginnen erst später,: St. Marien 1681, St. Nicolai 1700.

Wismar um 1720

    1. Julius (gt. 31.10.1677)
    1. Elisabeth (gt. 30.07.1681)
    1. Gabius (gt. 9.12.1682)
    1. Emerantia Juliane (gt. 29.12.1686)

Anna Köhn verstarb vermutlich 1686 evtl. 1687. Aus der zweiten Ehe mit Cornelia Catherina Kramer(s), die 1687/1688 geschlossen wurde, gingen 6 weitere Kinder hervor.

    1. Catharina (gt. 12.6.1689)
    1. Name fehlt im Kirchebuch (gt. 21.12.1691)
    1. Michel Daniel (gt. 10.10.1692)

Über den Verbleib der Kinder 1 - 7 ist nichts bekannt. In den Wismarer Kirchenbüchern findet sich später keine Spur von ihnen. Wahrscheinlich sind zum mindesten einige jung gestorben. Über den Sohn

    1. Julius (gt. 28.4.1694)

findet sich unter den im Ratsarchiv zu Wismar aufbewahrten Geburts- und Echtbriefen (Akte XX E) der Entwurf zu einem Geburtsbrief ohne Datum, in welchem er als "des Julius von der Osten, unser Bürger und des hiesigen Fastbäcker Amptes Ältester und dessen Ehefrauen Anna Köhnen eheleiblicher Sohn, als welcher die Kunst des Chirurgi zu erlernen, Lust" bezeichnet wird. Aus dieser Akte geht auch zweifelsfrei der Name der ersten Ehefrau des Stammvaters Julius Anna Köhn, die in den Wismarer Kirchenbüchern nicht erwähnt ist. Welche Bedeutung hatte dieser Entwurf? War es eine fehlerhafte und daher unveröffentlichte Schrift, die nicht vernichtet wurde? War Anna Köhn wirklich verstorben? Der Sohn

    1. Johann Gabriel (gt. 31.4.1696)

wurde Amtsmeister der Fastbäcker zu Wismar, verstarb unvermählt und wurde am 16.3.1729 begraben (Wismar, St. Nicolai) Bald nach der Geburt des

    1. August (gt. 7.7.1698)

verstarb Julius von der Osten. Seine Frau heiratete einen Müllergesellen namens Hinzpeter und verließ bald danach Wismar.

Der jüngste Sohn des Julius von der Osten August heiratete die aus Waren stammende Anna Saß (gt. 20.12.1702) und wurde Bäckermeister und Bürger zu Waren. Er wurde bei seiner Traung am 10.11.1724 als "August von der Osten", bei der Taufe seines ersten Kindes Caspar Julius (gt. 1.11.1725) und vierten Kindes Anna Maria Cornelia (gt. 4.5.1732) als "August Osten", bei der Taufe des fünften Kindes Augustus (gt. 8.8.1734) als "Mstr. Gustav Osten" und endlich bei seinem Tode wieder als "August Osten" bezeichnet. Im Warener Kirchenbuch heißt es über ihn: "Anno 1725, den 13. Februar ist zu Rathause erschienen, hat das Bürgerrecht gewonnen und den gewöhnlichen Bürgereydt abgeschworen: August von der Osten, ein Amtsbecker, dessen Vater Julius von der Osten ein Becker in der Stadt Wismar gewesen".

Hier trennt sich die Linie und endet in jeweils uns heute bekannten Nachkommen.

Linie IIIa)

  • Joachim (Johann) Hinrich Osten (gt. Waren, 28.10.1729), der dritte Sohn des August von der Osten
  • Johann Joachim (Balthasar) Osten (gt. Waren 16.7.1773)
  • Carl Ludwig Heinrich Friedrich Osten (gb. 7.3.1819)
  • Richard Emil Wilhelm Louis (von der) Osten (gb. 25.9.1873)
  • Richard Friedrich Albert Heinrich von der Osten (gb.20.5.1905)
  • Richard Hermann von der Osten
  • Dr. Richard von der Osten, welcher seine Ahnen hier wiederfand und uns freundlicherweise im Rahmen eigener intensiver Ahnenforschung kontaktierte

Linie IIIb) Christian Heinrich Osten (gt. am 21.10.1742, verschiedentlich auch als "Christian Friedrich" bezeichnet, jüngster Sohn des August von der Osten) heiratet am 26.11.1773 Catharina Sophia Zü(h)lck. Er ist zeitlebens Mühlenmeister: von 1773-1790 zu Kl. Vielen b/Penzlin, von 1790-1801 zu Ankershagen b/Penzlin, ab 1801 zu Waren. Auch seine Söhne

    1. Johann Christian Friedrich Osten (gt. 14.9.1777)
    1. Jochim Albrecht Osten (gt.10.8.1780)
    1. Johann Heinrich Osten (gt. 15.3.1794)
    1. Georg Siegmund Osten (gb. 21.1.1797)
    1. Heinrich Carl Andreas Osten (gb. 28.3.1799)

sowie sein Schwiegersohn Johann Heinrich Otto Leo (gb. Röbel 17.8.1781, oo 7.9.1813 mit Friederica Catharina Wilhelmina Osten, gb. 1.4.1791) nehmen Mühlen in Pacht oder werden Mühlenmeister in Waren und Umgebung.

Lorenz Christian Friedrich Hinrich Martin (von der) Osten (gb. 10.6.1820, der zweite Sohn des Johann Heinrich (von der) Osten und Henriette Wilhelmine Bernadine Meerbach, bricht im Gegensatz zum Großteil seiner Brüder, Cousins und Neffen, die Familientradition und wird Tabaksfabrikant in Friedland. Aus dieser Ehe geht der Sohn Albert Otto Karl Osten (gb. am 8.9.1859) hervor, welcher in den Raum Wismar zurückkehrt. Desselbigengleichen ältester Sohn Albert Heinrich Wilhlem Osten (gb. am 30.11.1886 in Grapenstieten b/Wismar) wird von Beruf Maler und legt damit den Grundstein für eine neue, über 80 Jahre andauernde Familientradition: sein Sohn Hans Heinrich Albert Adolf Friedrich Osten (geboren 17.5.1921), seine Enkel Wilfried Osten und Hartwig Osten, sowie einige seiner Urenkel wenden sich beruflich dem Malerhandwerk zu.

Die mecklenburgische Müller-Familie (von der) Osten hat ein Wappen offenbar nicht geführt. Sowohl in Wismarer, wie in Warener Akten hat der Sippenforscher Gerd Brügmann vergeblich nach dem Vorkommen eines solchen gesucht. Erster bekannter Wappenstifter für sich und seine Nachkommen war Hans Heinrich Osten, geb. 17.04.1921 in Klinken. Führungsberechtigt sind neben dem Stifter alle Nachkommen dieser Namenslinie.

Wappenbeschreibung

Schräg geteilt von Rot und Gold, die Teilungslinien belegt mit silbernen Malerpinseln, belegt von zwei sechsstrahligen blauen Sternen. Auf dem rot-golden bewulsteten Helm, mit rot-goldenen Decken ein rotes, mit neun sechsstrahligen goldenen Sternen bestecktes Schirmbrett, darin drei zwei zu eins gestellte silberne Malerschildchen.

Wappenbegründung

Schildinhalt: Das Mühleisen erinnert an die über 300jährige Müllertradition der Familie. Die Sterne wurden farbverändert aus dem Wappen von Parchim entlehnt und versinnbildlichen so die mecklenburgische Herkunftsregion der Familie. Die Malerpinsel stehen für einen weiteren traditionellen Beruf in der Familie. Helmzier: Das Schirmbrett trägt Schildfarben. Die Sterne wiederholen die Schildfigur. Die Malerschildchen versinnbildlichen einen traditionellen Beruf in der Familie. Farben: Die Farben Rot und Gold sind aus dem Wappen von Parchim entlehnt; Sie erinnern an die Herkunftsregion der Vorfahren.

Das begründete Wappen ist registriert unter der Nr. 078/7568 in der Wappenliste des "Münchner Herold".

Bäckertradition

Julius von der Osten und einige seiner Nachkommen waren Fastbäcker.

Darunter sein Sohn Johann Gabriel (gt. 28.4.1696), welcher Amtsmeister der Fastbäcker zu Wismar wird, unvermählt verstirbt und am 16.3.1729 in Sankt Nicolai begraben wird. Sein Bruder August von der Osten (gt. 7.7.1698) ist ebenfalls Bäckermeister und seit 13.2.1725 Bürger zu Waren.

Jürgen Friedrich von der Osten (gt. 27.3.1740), Sohn des August von der Osten, wird Bäcker zu Waren und bleibt Zeit seines Lebens unvermählt, bis er am 23.2.1814 verstirbt.

Über 200 Jahre nach Julius' Wirken erlernt Hermann August Karl Friedrich Osten (gb. 11.8.1889) das Bäckerhandwerk bei Bäcker Karff in Waren.

Das Bäckerhandwerk

Die Bäckermeister wurden nach den eingesetzten Rohstoffen oder ihren Produkten bezeichnet. Ein Fastbäcker war ein zünftiger Handwerker, der Roggenbrot oder derbes - also festes (ndt. fast) - Brot verbuk. Begründet durch ständige Reibereien und in Anlehnung an das preussische Edikt vom 1. Juli 1752 wurden Los- und Fastbäcker bald auch in Mecklenburg gemeinsam in einer Innung geführt, was dem Nahrungsstande zuträglich sein sollte. Denn neben ihren standesgemäßen Rechten hatten Innungsbäcker auch die Pflicht durch stetes Vorhalten von Mehlvorräten allgemeinen Notständen vorzubeugen.

Auf dem Lande wurde das Brot von den Bauern gemeinsam an festgelegten Tagen im Gemeindeofen gebacken. Die Reihenfolge wurde durch das Los bestimmt. Die Einwohner von Städten wie z.B. Wismar mussten mit diesem Nahrungsmittel durch die Bäcker versorgt werden. Qualität und Gewicht überwachte der Magistrat, der Brotpreis wurde durch Taxen festgelegt. Die Zahl der Backstellen wurde zur Existenzsicherung begrenzt.

Lehrjungen wurden zwei Jahre ausgebildet und mussten anschließend mindestens zwei Jahre auf Wanderschaft gehen. Diese Wanderzeit wurde den Söhnen von Bäckermeistern häufig geschenkt. Sie konnten die Gesellenzeit in der Backstube des Vaters absolvieren.

Mit dem Gesuch, sein Meisterstück abzulegen, musste er einen untadeligen Lebenswandel und einen eigenen Backofen nachweisen. Erst dann erfolgte die Zulassung zur Prüfung. Dem Gesellen wurden drei Backstellen vorgeschlagen, unter denen er eine auswählen konnte. Das Meisterstück eines Bäckers wurde seinerzeit aus fünf Scheffeln Weizen und eben soviel Roggenmehl gebacken. Von dem Weizenmehl hatte der Jungmeister Semmeln, Stollen, Semmelpaare und ofenlange Semmeln zu backen. Jedes Stück sollte ohne Einsatz einer Waagschale - also nur nach Augenmaß des Jungmeisters - das vorgeschriebene Gewicht haben. Ferner wurden vom Weizenmehl Milchbrot, geraspeltes Brot, Herrenbrot (zur Hälfte mit Roggenmehl) sowie Napf- und Butterkuchen gebacken. Vom Roggenmehl hatte er Brotreihen zu 4,8 und 12 Küchelchen, Sechspfennigbot, Kümmelbrot, Groschen- und Zweigroschenbrot zu backen. Geprüft wurden auch hier das Gewicht und ob das Brot gehörig ausgebacken, ob Hefe- und Säureanteile sowie die Farbe den Ansprüchen genügten. Die ganze Wissenschaft gründet bis heute auf das Anfrischen, Säuern, Teigmachen, auf eine gute Ware und die Regierung des Backofens. Sein Meisterstück wurde von den Zunftmeistern im Beisein eines Ratsmitgliedes beurteilt. Nach bestandener Prüfung wurde der neue Meister vereidigt und in die Zunft aufgenommen.


Interessant für die weitere berufliche Historie der mecklenburgischen Familie von der Osten ist eine Fachrichtung des Bäckerhandwerks - der Bäckerbescheider: "In großen Mühlen beobachten die Mühlenbursche oder Mühlenknappen bloß das Mühlenwerk, ohne sich an das Mahlen zu kehren. Denn das Mahlen selbst übernahmen Bäckerbursche, so von dem Bäckergewerk des Ortes, die in einer solchen Mühle mahlet, angesetzt und gelohnet werden. Solche Bäckerbursche in den Mühlen heißen nun Bäckerbescheider, im Gegensatz dazu Mühlenbescheider. Ein Bäckerbescheider, als ein Sachverständiger, muß also am besten verstehen, wie Roggen und Weizen gemahlet werden muß, daß es der Bäcker gut und mit Nutzen verbacken kann."

[Quelle: Technologisches Wörterbuch von Johann Karl Gottfried Jacobsson.]


Die Ostensche Müllerdynastie

Bei den älteren Generationen der Familie (von der) Osten ist der Müllerberuf (in den Ausprägungen Müller, Müllergeselle, Grützmüller, Mühlmeister, Mühlenmeister, Mühlenpächter, Mühlenbesitzer) absolut vorherrschend und hat sich bei einigen Angehörigen der Familie bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts erhalten. In der IV. und V. Generation sind fast alle Nachkommen des Julius von der Osten Müller gewesen.

Der Müller war in früherer Zeit ein wenig sesshafter Mann, weil er seine Mühle meist nur in Pacht hatte. Dagegen haben die (von der) Osten Generationen hindurch in Waren gesessen; selbst die wenigen Namensträger, die außerhalb Warens Mühlen in Pacht nahmen, kehrten im Alter wieder in ihre Vaterstadt zurück, so z.B. der Joachim Hinrich und Christian Hinrich.

Die Warener Mühlenberge

Auf alten Ansichten oder Plänen der Stadt Waren wurden häufig und an verschiedenen Stellen Windmühlen abgebildet. Windmühlen standen mehr oder weniger lange auf dem heutigen Mühlenberg, am Stüde und auf der "alten Dorfstelle" am Tiefwarensee, auf dem Papenberg, dem Gregoriusberg und am Federower Weg, auf dem Teschenberg und an den Straßen nach Stavenhagen und Röbel. Insgesamt können in Waren und nächster Umgebung 14 verschiedene Standorte für Windmühlen belegt werden. Bis zu zehn Mühlen bestanden gleichzeitig. Waren war zeitweise der windmühlenreichste Standort Mecklenburgs.

In den Jahren um die Wende vom 17. ins 18. Jahrhundert waren in ganz Deutschland die Auswirkungen der Französischen Revolution spürbar. Verstärkend machte sich eine Konkurrenz aufgrund der besonderen Stellung der Müller im Amtsgebiet Waren sowie der technischen Weiterentwicklungen bemerkbar.

Die Dampfmühlen und die Mehlhändler, welche ihre Produkte von außerhalb bezogen, machten den Warener Windmühlenmeistern zunehmend Konkurrenz. Zum Schutz ihres Gewerbes vereinbarten die Warener Mühlenmeister, u.a. auch August und Christian Osten, feste Prozentsätze für das Abmahlen des Korns, nach denen jeder Mahlgast behandelt werden sollte. In der Warener Zeitung stand am 1.9.1872 zu lesen: "1. Bei jedem Sichtkorn beträgt die Abgabe von 100 Pfund 12 Pfund einschließlich des Staubes. 2. Bei jedem Schrotkorn beträgt die Abgabe von 100 Pfund 8 Pfund einschließlich des Staubes und werden außerdem 3. an Mahlgeld für 100 Pfund Sichtkorn 9 Taler und für 100 Pfund Schrotkorn 4 Taler genommen. Der von den Mahlgästen zu entrichtende Prozentsatz des abzumahlenden Korns kann auf Verlangen derselben in Geld berichtigt werden, wobei dem Mehlkunden für 100 Pfund Sichtkorn 4 Taler und für 100 Pfund Schrotkorn 2 Taler an Staub gut gerechnet werden. Bei dieser Berechnung entscheidet der monatlich in der hiesigen Zeitung bekanntgemachte Durchschnittspreis des Korns."

Das Mülleramt

Kleine Hand- und Tretmühlen wurden durch menschliche Kraft mittels Kurbel oder Tretrad angetrieben. Tiermühlen oder Göpel wurden durch Esel, Ochsen oder Pferde in Gang gehalten. Bei den Wassermühlen unterschied man in oberschlächtige und unterschlächtige, je nach Zuführung des Wassers: Von oben auf das Mühlrad, oder von unten durch die Fließkraft. Zu dieser Gruppe gehörten auch die Schiffsmühlen, die im Fluss verankert werden konnten. Im Norden und Westen Europas kamen im 12. Jahrhundert Windmühlen auf. Bei diesen wurde entweder das ganze Mühlengehäuse (Bockwindmühle) oder nur das Dach mit den Flügeln (Holländermühle) in den Wind gedreht.

Immer wurde das Korn auf einer Bodenplatte durch einen Reibstein gemahlen. Beide Steine sind mit Furchen versehen, wodurch die Körner vermahlen und nach außen transportiert werden. Beim Sieben und Sichten werden Mehl und Kleie getrennt. Feineres Mehl wird durch mehrmaliges Mahlen erzielt. Landes- und Grundherren entschieden im Mittelalter über Mühlenbauten. Die Müller wurden meist in Erbpacht eingesetzt. Bis zur Aufhebung des Mühlenzwanges waren die Bauern verpflichtet, ihr Korn in den Bannmühlen der Umgebung mahlen zu lassen. Die Abgaben wurden in Form von Mehl an den Eigentümer und Müller entrichtet.

Die Ausbildung zum Müller dauerte seit dem 13. Jahrhundert zwei bis drei Jahre. Die Gesellenzeit mit Wanderzwang war ebenso lang. Wegen der Begrenzung der Mühlenzahl übernahmen meist Meistersöhne die Mühle. Manche Gesellen blieben ein Leben lang Knecht. Seine Aufgabe als erster Knappe (Bescheider) bestand darin, das gehende Zeug in Ordnung zu halten, und das Mahlgut ordnungsgemäß anzunehmen und auszugeben.

Es war Aufgabe des Müllers, die Mühle sauber und gangbar zu halten, Mühlsteine nachzuschärfen und nötige Reparaturen auszuführen. Das erforderte technische Kenntnisse, und handwerkliche Fähigkeiten als Zimmermann. Auch war es dem Müller gestattet, Schweine mit der anfallenden Kleie zu mästen.

Die Müller selbst sahen ihre all zu oft romantisierte Profession ohne deren harte Seiten zu vergessen: Das Müllerleben hat Gott gegeben, das Steineschärfen und das Mahlen bei Nacht hat der Teufel gemacht.

Sagenhaftes und sprichwörtliches rund um die Mühle

"Die Lage der Mühlen außerhalb der Orte und die Scheu der Menschen vor der nicht für jeden gleich und leicht durchschaubaren Technik trugen zu dem zweifelhaften Ruf ebenso bei wie das Angewiesensein der Mahlgäste auf die Dienste der Müller und der Neid auf deren manchmal privilegierte Stellung im Rahmen der Siedlungsgemeinschaft."

"Sagen berichten in einer Grauzone über Dichtung und Wahrheit. Auch Müller und Mühlen in und um Waren waren Gegenstand von Sagen. In der Sammlung des bekannten Mecklenburger Volkskundlers Richard Wossidlo, der in Waren lebte und arbeitete, finden sich auch mehrere Mühlensagen."

Theodor Fontane schrieb in seinem Brief an den Chefredakteur der Vossischen Zeitung Dr. Friedrich Stephany am 28.8.1896 aus Waren: "Der Obotritengrande lagert hier sein Korn und sein Holz ab, und so ist denn die Seespitze, dran die die Stadt liegt, von Mehl- und Sägemühlen umstellt, deren Getriebe zuzusehen ein beständiges Vergnügen für mich ist."

  • Wer zuerst (an die Mühle) kommt, mahlt zuerst: Die Kundschaft des Müllers wurde meist nach ihrem Kommen bedient.
  • Oberwasser haben: Saßen mehrere Müller am gleichen Wasserlauf, so hatte herkömmlich derjenige Müller, der höher hinauf saß, das Recht, sein Mühlenwehr ungeachtet der tiefer ansässigen Müller nach Belieben zu öffnen oder zu schließen. Das war - besonders in Zeiten von Niedrigwasserständen nicht immer folgenlos für die Müller am Unterlauf...
  • Wasser auf die Mühle geben: bedeutet einen (Mahl-)Vorgang beschleunigen
  • Den Wind aus den Segeln nehmen: Lange Zeit waren die Flügel der Mühlen mit Segeln bespannt. Die Mühlen wurden zum Mahlen in den Wind gedreht und mittels ausrollbarer Segel - und damit gezielter Bemessung der Segelfläche - der Mahlvorgang in seiner Geschwindigkeit gesteuert. Wenig oder kein Wind in den Segeln war und ist für den Müller ähnlich bedeutsam wie für den Kapitän. Das Vorankommen ist müßig oder nicht möglich.
  • Auf dem Kerbholz haben: Die Einhaltung des mitunter üblichen Mahlzwanges wurde durch die Kerbhölzer überwacht, das waren Holzscheite, die in der Mitte gespalten wurden. Davon bekam die eine Hälfte der Mahlgast, die andere der Müller. Brachte der Bauer sein Getreide zur Mühle, so wurde für jeden Scheffel über beide Hälften Kerben geschnitten...
  • Der Daumen ist das ehrlichste Glied des Müllers. Es gab Zeiten, in denen der Müller starken Imageeinbußen unterlag. Für seine Tätigkeit bekam der Müller kein Geld, sondern einen Anteil vom Mahlgut. Es gab schon frühzeitig Vorschriften über die Höhe des Mahltolls (=Mahlzoll), die jedoch manchmal zugunsten des Müllers umgangen wurden. In einigen Gegenden gab es Mattenbecher (=Messbecher), der aus Kupfer mit einem Messingrand hergestellt war. Er hat weder Griff noch Henkel. Bei der Handhabung hielt der Müller den Daumen in die Innenseite des Tollnapps. Dort, wo der Daumen den Becher innen hielt, konnte kein Korn bzw. Mehl sein. Daraus ergab sich die Redensart.

[Quelle: "Mühlen und Müller in Waren" von Jürgen Kniesz]


Malertradition

Albert Osten gründete 1930 in Klinken das Unternehmen Maler Osten.

Sein Sohn Hans-Heinrich führte das Handwerk samt Geschäft weiter und schaffte es, die Selbständigkeit des Betriebes auch während der folgenden Jahrzehnte bis zu seinem Ruhestand zu wahren.

Wilfried Osten, sein ältester Sohn erarbeitete und vertiefte als Maler früh sein Wissen über komplizierte Verfahren der Glasmalerei, Bleiverglasung und Fliesenmalerei. Seine Werke sind in Privatgebäuden, Kirchen und Schlössern zu sehen. Sein Bruder Hartwig Osten ist ebenfalls von Beruf Maler, machte sich nach der Einigung Deutschlands in Parchim selbständig und führte seinen Meisterbetrieb bis zu seinem Ruhestand. Erbracht wurden neben den klassischen und modernen Arbeiten des Malerhandwerks immer auch exklusive Edeltechniken und Bodenverlegearbeiten sowie Beratung zur Gestaltung.

Das meisterliche Malerhandwerk ist auch weiterhin Tradition in der Familie Osten mit dem Malermeister Gregers Osten, der in und um Schwerin wirkt.


Danke!

Für die Hilfe bei der Erstellung dieser Seiten fühlen wir uns zu großem Dank verpflichtet.

Insbesondere all jenen, die mit ihrer Aufopferung, mit ihrer Geduld und mit viel Fleiß am Zusammentragen von Fakten und Erinnerungen beigetrugen, möchten wir an dieser Stelle besondere Aufmerksamkeit erteilen. Sie sollen zugleich wertvolle Wegweiser für weiterführende Informationen sein.

Gemeinsam arbeiten wir gegen das Vergessen.

Quellen und Quellenangaben

Die Stammtafel der Mecklenburgischen Müller-Familie (von der) Osten ist vom Sippenforscher Gerd Brügmann in den Jahren 1938/1939 bearbeitet und zusammengestellt worden. Sie ist die Basis unserer Erkundigungen und Ermittlungen.

Außer den in Frage kommenden Kirchenbüchern wurden folgende Quellen benutzt:

  • Bürgerbuch der Stadt Waren (Stadtarchiv Waren)
  • Volkzählungsliste der Stadt Waren vom Jahre 1819 (Geh. und Hauptarchiv Schwerin)
  • Akten der Müllerinnung zu Waren (desgl.)
  • Familien-Akten (von der) Osten (desgl.)
  • Bürgerbuch der Stadt Waren (Ratsarchiv Wismar)
  • Geburts- und Echtbriefe (Wismar) (desgl.)
  • Akten der Bäckerinnung zu Wismar (desgl.)
  • G.Willgeroth: "Die Meckl. Schwerinschen Pfarren seit dem dreißigjährigen Kriege" (Mecklenburgische Landesbibliothek Schwerin)

Geprüft wurden ferner die über das uradlige Geschlecht von der Osten vorhandenen Veröffentlichungen, insbesondere: Armin Freiher von der Osten-Sacken und Gerhard von der Osten: "Die Herkunft des uradligen, Schloß- und Burggesessenen Geschlechts von der Osten" - Blankenburg 1912.

Großem Dank gebührt an dieser Stelle Herrn Dr. med. Friedrich Lube (Braunschweig), der durch seine Urgroßmutter Friederike Leo, geb. Osten, mit der Familie verwand, die finanzielle Grundlage für die Erforschung der älteren Generationen schuf. Außerdem Amtsrat Karl von der Osten (Berlin), der das von ihm bereits gesammelte Material zur Verfügung stellte und durch weitere Mitarbeit sehr viel zur Erforschung der Familie Osten beigetragen hat. Ferner Herrn Hofrat Hermann Osten (Berlin-Steglitz), der obgleich einer anderen Familie gleichen Namens entstammend auch über die mecklenburgische Müllerfamilie einiges Material besaß und Einsichtnahme gewährte.


Auftraggeber für die Ahnenforschung durch Gerd Brügmann war vermutlich unser Ur-Großvater Albert Wilhlem Heinrich Osten. Sein Sohn Hans-Heinrich Albert Adolf Friedrich Osten stiftete der Familie nicht nur ein Wappen, welches widerum sein Sohn Wilfried Osten nach umfangreichen Recherchen entwarf. Er sorgte vor allem dafür, dass unser Interesse an mecklenburgischer Geschichte nicht abreißt, ein ungewöhnliches und sehr wertvolles Erbe für jedes Familienmitglied.

Vervollständigungen, insbesondere für die Zeit nach 1940 erfolgen durch die derzeit lebenden Generationen:

Karla Osten - mit einem ausgezeichneten Gedächtnis half sie in vielen Fällen, besonders wenn es um personenbezogene Daten und Beziehungen zwischen einzelnen Linien ging, Dokumentationslücken zu schließen.

Die Gebrüder Hartwig und Wilfried Osten tragen durch ihr umfangreiches Berufswissen, basierend auf der Erfahrung mehrerer Generationen, zur Belebung der Seiten bei.

Dr. Richard von der Osten aus Wefensleben betreibt seit 2002 intensiv Ahnenforschung und gewährte uns freundlicherweise Einsicht. Seine Forschungen fußen u.a. auch auf Recherchen von "Mecklenburgica Archiv- und Recherchedienst - Karl Heinz Steinbruch" in Schwerin.


Ingo Arlt gibt wertvolle Hinweise und Literaturtipps zur Geschichte der Mühlen in Mecklenburg. Weiterführende Informationen zu seinem Wirken herhalten wir und Sie direkt auf seiner Webseite: http://www.zwillingswindmuehlen.de/index.html Einfach mal reinschauen, es lohnt sich!


Jürgen Kniesz, Autor der Chronik - Heft 8 aus der Schriftenreihe des Warener Museums- und Geschichtsvereins "Müller und Mühlen in Waren", bringt uns die mecklenburgische Geschichte praktisch ins Haus. Weite Teile an Informationen zur Ostenschen Müllerdynastie entstammen seiner Veröffentlichung. Wir haben seine Recherchen mit den unseren abgeglichen und vervollständigt bzw. korrigiert.